Michael Reisch


Artist Statement Michael Reisch, engl. + dt.

 

 

Since 1990, my artistic work has focused on the medium of photography in the digital transformation. My approach is both media-reflexive and experimental, incorporating digital photography, digital image editing, and new digital tools such as 3D scanning, augmented reality, and CGI. I also utilise photography-related digital processes such as 3D printing, and more recently video, audio, and artificial intelligence. These photography-based works are created in multi-layered, generative work processes that build on each other over the years, with each new work formally emerging from a previous one, in the sense of a family tree or evolutionary development. I primarily ask myself questions about the role of the medium of (extended) photography as a medium of representation, about its role as a tool for constructing reality under the algorithmic and technical conditions of the medium (the apparatus), as well as in relation to human and machine perception. Since around 2022, my work has a socio-political focus. I am interested in the relationship between photography-based digital media and generative AI and current political trends such as post-truth, post-factuality, the rise of the extreme right, and their non-fact-based versions of reality, especially against the backdrop of the inherent claim to truth of photographic images, whose traditional authenticity reflexes are in many cases transferred to the quasi-photographic synthetic images of, for example, generative AI systems. In addition to the technical conditions and modes of operation of the new digital tools, I am interested in their socio-political embedding and the role they play in the construction of history and identity: How is history constructed? How do the various ideologies and versions of the present and history relate to each other? What role do facts and their representation play, and what role does the loss of meaning play under digital conditions? In times of ubiquitous digital imagery, rising techno-fascism, digital echo chambers, and the loss of a shared reality, how are insights and values formed and negotiated?

 

 

Seit 1990 beschäftige ich mich in meinen künstlerischen Arbeiten mit dem Medium Fotografie im digitalen Wandel. Ich arbeite medienreflexiv und experimentell mit digitaler Fotografie, digitaler Bildbearbeitung, neuen digitalen Tools wie 3D-Scanning, Augmented Reality, CGI, fotografieverwandten digitalen Arbeitsprozessen wie 3D-Druck und seit jüngerer Zeit verstärkt mit Video, Audio und Künstlicher Intelligenz. Diese fotografiebasierten Arbeiten entstehen in vielschichtigen, generativen Arbeitsprozessen, die über die Jahre fortlaufend aufeinander aufbauen, und in denen jede neue Arbeit formal aus einer vorherigen hervorgeht, im Sinne eines Stammsbaums oder einer evolutionären Entwicklung. Dabei stelle ich mir vor allem Fragen nach der Rolle des Mediums der (erweiterten) Fotografie als Repräsentationsmedium, nach ihrer Rolle als Werkzeug zur Konstruktion von Wirklichkeit unter den apparativen, algorithmischen und technischen Bedingungen des Mediums, sowie der menschlichen und maschinellen Wahrnehmung. Seit ca. 2022 sind meine Arbeiten gesellschaftspolitisch ausgerichtet. Mich interessiert das Verhältnis der fotografiebasierten digitalen Medien und generativer KI zu aktuellen politischen Strömungen wie Post-Truth, Postfaktizität, dem Erstarken der extremen Rechten und deren nicht faktenbasierten Versionen der Wirklichkeit, dies insbesondere vor dem Hintergrund des inhärenten Wahrheitsanspruchs fotografischer Bilder, deren tradierte Authentizitätsreflexe sich in vielen Fällen auf die quasifotografischen synthetischen Bilder z.B. generativer KI-Systeme übertragen. Neben den technischen Bedingungen und Wirkweisen der neuen digitalen Werkzeuge sind deren gesellschaftspolitische Einbettung und ihre Rolle bei der Konstruktion von Geschichte und Identität für mich von Interesse: Wie wird Geschichte konstruiert, wie verhalten sich die verschiedenen Ideologien und Versionen von Gegenwart und Geschichte zueinander, welche Rolle spielen Fakten und deren Repräsentation, spielt der Verlust von Bedeutung unter digitalen Bedingungen? Wie werden in Zeiten von ubiquitären digitalen Bildwelten, aufkeimendem Technofaschismus, digitalen Echokammern und des Verlusts einer gemeinsamen Wirklichkeit Erkenntnisse und Werte gebildet und verhandelt?

Michael Reisch, 10-2025  

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